Schwarze Seelen by Kava Alex

Schwarze Seelen by Kava Alex

Autor:Kava, Alex [Kava, Alex]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Thriller
veröffentlicht: 2004-07-26T22:00:00+00:00


-207- 36. KAPITEL

Justin wollte seinen Augen nicht trauen. Verglichen mit dem übrigen Lager sah Vaters Cottage wie ein verdammter Palast aus. Regale voller Bücher, deren Besitz den Mitgliedern verboten war, mit Ausnahme einer persönlichen Ausgabe der Bibel. Die Wände waren mit gerahmter Kunst bedeckt, und an den Fenstern hingen Vorhänge. Auf einem handgeschnitzten Sofatisch stand eine Schale mit frischen Früchten, ein weiteres Gut mit Seltenheitswert. Neben der Schale stand eine Dose Cola. Scheiße! Alice hatte ihm eingeredet, das Zeug sei des Teufels oder irgendso ‘n Scheiß.

Er saß in einem Ledersessel und wartete, wie von Vaters persönlicher Assistentin Cassie angewiesen. Dass er hergebeten, nein herbeizitiert worden war, machte ihn nervös. Vater zitiere ihn herbei, so hatte Darren sich ausgedrückt, als er ihn holte. Vater musste es so gesagt haben, denn ein Idiot wie Darren kam garantiert nicht auf diese Worte.

Er konnte Vaters Stimme aus dem Nebenzimmer, seinem Büro, hören. Eine zweite Stimme hörte er nicht, obwohl Vater sich mit jemandem unterhielt. Offenbar telefonierte er. Noch eine Überraschung. Er musste ein Handy haben, weil nicht mal eine dämliche Telefonleitung ins Lager führte.

„Das klingt aber gar nicht gut, Stephen“, sagte Vater. Klar, er war am Telefon, denn er hörte Stephen nicht antworten.

„Wie konnte das passieren?“ fragte Vater ungeduldig, ohne auf eine Erwiderung zu warten. „Diesmal hat er einen Riesenfehler gemacht.“

Justin fragte sich, wer da Scheiß gebaut hatte. Dann hörte er Vater sagen. „Nein, nein. Um Brandon kümmern wir uns.

-208-Machen Sie sich um ihn keine Gedanken. So einen Fehler macht er kein zweites Mal.“

Brandon? Also hatte der Goldjunge Mist gebaut. Justin lächelte zufrieden, beherrschte seine Freude jedoch, falls er von Kameras beobachtet wurde.

Er versuchte still zu sitzen, doch sein Blick wanderte immer wieder über die verblüffende Umgebung. Büro, Schlafzimmer, verdammt riesiger Wohnraum. Er wusste, dass Vater sogar sein eigenes Bad hatte, vielleicht auch noch einen beschissenen Whirlpool. Verdammt, daran hatte er noch gar nicht gedacht: Der Typ hatte wahrscheinlich auch Toilettenpapier und nicht bloß einfaches, sondern das weiche, weiße, watteartige. Und garantiert war seine Duschzeit auch nicht auf zwei Minuten begrenzt. Bei dem Gedanken fuhr er sich mit den Fingern durchs Haar. Wenigstens hatte er heute Morgen das ganze Shampoo auswaschen können, ehe sich das Wasser abschaltete. Vielleicht kriegte er den Bogen ja langsam raus. Aber Zähneputzen ohne Wasser, daran würde er sich nie gewöhnen. Der eklige Geschmack der blöden Paste blieb ihm den ganzen Tag erhalten.

„Justin.“ Vater betrat geräuschlos den Raum, ohne Vorwarnung durch Schritte. Er trug einen schwarzen hoch geschlossenen Pullover und eine dunkle, frisch gebügelte Hose. Beim Klang der Stimme erschrak Justin, sprang unwillkürlich auf und fragte sich, ob er sich jetzt auf den Boden setzen sollte. Hatte Alice ihm nicht erzählt, Vaters Kopf müsste alle anderen stets überragen? Oder galt das nicht, wenn kein anderer dabei war? Scheiße! Er hätte erst mit Alice sprechen sollen, ehe er herkam.

„Setz dich“, sagte Vater und deutete auf den Sessel. „Ich wollte schon seit Samstagnacht mit dir reden.“ Er setzte sich in den Ledersessel Justin gegenüber.

Der beobachtete sein Gesicht und suchte nach Anzeichen von Zorn.



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